Man hofft natürlich immer, dass man nicht gerade während seiner Reise ins Krankenhaus muss (oder überhaupt natürlich!) Aber es ist natürlich immer von Vorteil zu wissen was einen erwartet. Wir hatten leider keine Ahnung, was uns erwartet. Aber mussten dann doch in Myanmar ins Krankenhaus. (Im Endeffekt wurden es dann sogar drei Krankenhäuser, aber dazu kommen wir später)
In Kambodscha hatten wir bereits bei einem anderen Krankenhausbesuch erstaunlich gute Erfahrungen gemacht. Die ganze Story kannst du hier nachlesen.
Hier möchte ich unsere Erfahrungen mit euch teilen für jeden der in Myanmar ins Krankenhaus muss.
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Wie alles anfing – Die Vorgeschichte
Bereits knapp zwei Wochen vorher fingen bei Eduardo die Beschwerden an: Hämorrhoiden. Und das gerade, wenn wir so viel laufen und lange Busfahrten hinter uns bringen müssen. Eine Salbe aus der Apotheke sollte Abhilfe schaffen. Mit Google Translator beschrieben wir dem Apotheker, was Eduardo fehlt.
Die Salbe half auch sogar wirklich und ein paar Tage lang konnten wir Beschwerdefrei weiterreisen. Bis zu unserer 7-Stunden Zugfahrt von Pyin Oo Lwin nach Hsipaw. Eduardo konnte kaum sitzen. Und was will man sonst anderes auf einer 7-Stunden Zugfahrt machen? Von nun an wurde es immer schlimmer.
Am nächsten Tag stand uns eine 14-Stündige Busfahrt bei Nacht von Hsipaw zum Inle Lake bevor. Hier nahmen wir uns fest vor, etwas zu entspannen. Von Hsipaw haben wir im Endeffekt nicht wirklich viel gesehen, da wir die meiste Zeit des Tages im Bett verbracht hatten, da Eduardo weder sitzen noch laufen konnte.
Die Busfahrt von Hsipaw zum Inle Lake oder die schlimmste Busfahrt unserer Reise
Dass eine 14-Stündige Busfahrt kein Vergnügen wird, haben wir uns ja schon gedacht. Dass in diesem Bus aber fast arktische Temperaturen herrschen würden, hatten wir nun nicht erwartet. Aus den kaputten Klimaanlagen über jedem Sitz kam die eiskalte Luft nur so herausgeschossen und blies mir also 14 Stunden direkt ins Gesicht. Eduardo hatte zwar angeboten, mit mir den Platz zu tauschen, aber da es ihm ja eh schon nicht gut ging, lehnte ich sein Angebot ab.
Natürlich machte ich während dieser langen Fahrt, trotz Reisekissen, kein Auge zu. Obwohl ich in eine Decke eingewickelt war, die während der Fahrt verteilt worden war, war ich viel zu sehr mit Frieren beschäftigt. Sogar lokale Mitfahrer beschwerten sich über die eisigen Temperaturen, die im Bus herrschten. Aber auch das änderte nichts.
Aus dem Fenster gucken und die Landschaft betrachten? Fehlanzeige. Die Fenster waren auf Grund der starken Unterschiede zur Außentemperatur komplett beschlagen. Und so verbrachten wir die 14-Stündige Fahrt mit der Hoffnung bald endlich am Inle Lake anzukommen.
Ankunft und erster Tag am Inle Lake
Hier wollten wir uns nun also entspannen bis es Eduardo wieder besser geht. Obwohl wir relativ früh morgens am Inle Lake ankamen, konnten wir direkt einchecken und eine Runde Schlaf nachholen. Eigentlich war der Plan gewesen von Kalaw bis zum Inle See zu wandern, jedoch war das auf Grund von Eduardos Hämorrhoiden natürlich ins Wasser gefallen.
Am Nachmittag bei einem Spaziergang durchs Dorf buchten wir eine Bootstour über den Inle Lake für den nächsten Tag für 9000 Kyat pro Person (ca. 5,40 €).
Nachdem wir am nächsten Tag also den Vormittag im nicht ganz so gemütlichen Holzboot verbracht hatten, ging es Eduardo noch viel schlechter. Und auch ich fing langsam an, mich unwohl zu fühlen. War da etwa eine Erkältung im Anmarsch?
Am nächsten Tag konnte Eduardo kaum noch laufen. Einen geplanten Spaziergang brachen wir nach knapp 5 Minuten ab. So verbrachten wir den Tag größtenteils im Bett.
Krankenhaus Nummer 1 – Öffentliches Krankenhaus
Als wir am dritten Tag aufwachten, war klar, wir müssen zum Arzt. Eduardo konnte weder sitzen noch laufen. Ich war inzwischen komplett erkältet, wollte Eduardo aber dennoch ins Krankenhaus begleiten.
Wie praktisch, hatten wir gedacht, das Krankenhaus ist ja gleich um die Ecke. Also gingen wir morgens nach dem Frühstück los. Als wir bei der Adresse jedoch ankamen, waren wir uns nicht mehr sicher. Das ist das Krankenhaus? Es gab weder Schilder mit Zeichen oder irgendwelche Symbole, die darauf hinwiesen, dass dies ein Krankenhaus war, noch liefen Leute herum, die man fragen konnte.
Endlich fanden wir eine offene Tür. Vor dieser standen bereits ein paar Leute, größtenteils hochschwangere Frauen und Paare mit kleinen Kindern. Im Inneren gab es sogar eine Rezeption, leider war diese jedoch nicht besetzt.
Der Anblick, der sich uns hier jedoch bot, ließ uns jedoch einen Augenblick zweifeln, ob es Eduardo wirklich soooo schlecht ging.
Als erstes fielen uns zwei Straßenhunde auf, die in diesem Krankenhaus herumliefen. Mitten im Eingangsbereich stand außerdem ein Wagen mit Medikamenten, Spritzen und ähnlichen Utensilien unbewacht herum.
Die Türen zu den Behandlungsräumen waren offen. Im ersten Raum lag ein junger Mann mit einem blutverschmierten Verband um sein Bein. Er, so wie ein anderer junger Mann, der ihn begleitete, schienen zu schlafen. Weiter hinten saßen einige Damen und schnitten Gemüse. Die Straßenhunde liefen um sie herum. Nach einem Arzt konnten wir diese jedoch nicht fragen, da die Hunde uns bellend davon abhielten, zu ihnen zu kommen.
Na gut, setzen wir uns also einfach in den Eingangsbereich und warten was passiert… 20 Minuten später, als wir gerade überlegten, ob wir gehen sollten, kamen dann plötzlich eine Hand voll Krankenschwestern und Ärzte herein, verschwanden dann aber auch sofort wieder im Schwesternzimmer, welches sich direkt neben dem Eingangsbereich befand.
Die Leute, die zuvor draußen vor der Tür gestanden hatten, kamen nun auch herein und nahmen Platz. Die Schwestern, die aus ihrem großen Fenster im Schwesternzimmer einen guten Blick auf den Wartebereich hatten, beschlossen wohl, dass es nun endlich Zeit war, die Patienten aufzunehmen.
So kam eine Schwester und fing an von den Wartenden um uns herum die Personalien aufzunehmen. Uns übersprang sie dabei aber, ohne uns auch nur einen Blick zu schenken.
Vielleicht hatten die anderen ja einen Termin…Wir sagten erstmal nichts – Schließlich wollten wir ja nicht unhöflich erscheinen.
Eine andere Krankenschwester fing währenddessen im Wartezimmer an, Spritzen aufzuziehen – natürlich ohne Handschuhe. Als sie fertig war, legte sie die Spritzen wieder auf dem Wagen ab und verschwand wieder im Schwesternzimmer, um, wie es schien, erstmal einen Kaffee zu trinken. Auch die andere Krankenschwester hatte nun anscheinend besseres zu tun als unsere Personalien aufzunehmen und ging ebenfalls zurück ins Schwesternzimmer.
Hatten sie uns wirklich nicht bemerkt? Offensichtlich hatten sie das doch. Denn nun standen einige der Schwestern zusammen an ihrer Glaswand, zeigten auf uns, redeten kurz, lachten eine Weile und setzten sich wieder. Was war das denn?
Vielleicht sprechen sie ja kein Englisch, überlegten wir. Und als das zweite Mal eine Schwester auf uns deutete, winkten wir einfach mal zurück. Keine Reaktion. Nach weiteren 20 Minuten, beschloss Eduardo, einfach mal anzuklopfen und nachzufragen. Zuvor jedoch übersetzten wir mit dem Google Translator die wichtigsten Wörter, die Eduardo brauchte, um seine Beschwerden zu beschreiben, um uns verständlich zu machen.
Als Eduardo jedoch ins Krankenzimmer eintrat, konnte ich eine der Damen, welche die Oberschwester zu sein schien, bis ins Wartezimmer im perfekten Englisch sprechen hören. Das ist die Notaufnahme des Krankenhauses, teilte sie Eduardo mit. Wir behandeln hier nur Menschen mit Beschwerden. (Ich weiß nicht was für eine Antwort sie hier erwartete: Ach so. Eigentlich haben wir gar keine Beschwerden, aber wir sitzen so gerne in Wartezimmern. Da sahen wir die offene Tür und dachten uns, warum nicht?! )
Nachdem Eduardo ihr nun mitgeteilt hatte, um welche Art von Beschwerden, es sich handelte, fing sie an, sich Notizen zu machen und nach Details zu fragen und kam zu dem Ergebnis: Sowas behandeln wir hier nicht!
Wenigstens schrieb sie uns die Adresse einer Privatklinik auf, die sich am anderen Ende des Dorfes befand. Und wir waren ehrlich gesagt, nicht ganz traurig darüber, dass Eduardo sich hier nicht behandeln lassen musste. Jedoch mussten wir uns nun beeilen, noch pünktlich zur anderen Praxis zu kommen.
Krankenhaus Nummer 2 – Privatklinik
Nachdem wir durchs ganze Dorf gelaufen waren, kamen wir nun endlich bei der zweiten Klinik an. Wobei, Klinik wahrscheinlich nicht das richtige Wort ist. Im Endeffekt gab es hier nur einen Arzt. Trotz allem sah es hier schon weit hygienischer und professioneller aus. Nachdem wir uns durchs kleine Wartezimmer voll von lachenden älteren Damen gezwängt hatten, erklärte uns auch hier, die Sprechstundenhilfe, dass Eduardo hier nicht behandelt werden könne. Sie könne sich beim besten Willen nicht erklären, warum wir vom anderen Krankenhaus hierher geschickt worden waren. Das nächste Krankenhaus befände sich knapp eine Stunde Autofahrt von hier entfernt. Na super!
Auf dem Weg ins Krankenhaus Nummer 3
Also zurück ins Hotel. Die liebe Besitzerin rief für uns im Krankenhaus an, um sicherzugehen, dass wir dort auch behandelt werden konnten und rief uns außerdem ein Taxi. Sie bemerkte, dass ich nicht gut aussah und mich vielleicht auch besser behandeln lassen sollte.
Und sie hatte Recht – Während der einstündigen Fahrt zum Krankenhaus ging es mir schlechter und schlechter – Und ich merkte wie ich langsam Fieber bekam.
Krankenhaus Nummer 3
Dieses Krankenhaus hatte mit den beiden vorherigen so überhaupt nichts mehr zu tun. Alles schien weit moderner und sauberer – Und vor allem gab es keine Straßenhunde, die hier herumliefen.
Wir wurden sofort von Englisch sprechenden Ärzten empfangen, die sich wirklich lieb um uns kümmerten. Nach einer professionellen Untersuchung bekam Eduardo Tabletten gegen die Schmerzen und einen Haufen anderer Dinge. Und auch ich wurde untersucht (Okay, mit einer riesengroßen Taschenlampe, die eher zum Wandern geeignet wäre, aber man will ja nicht meckern). Es stellte sich heraus, dass ich eine Mandelentzündung hatte – Danke, Bus-Klimaanlage!
Die Hausapotheke
Nun mussten wir uns bei der Hausapotheke anstellen. Hier werden alle Tabletten sorgfältig abgezählt. Statt, wie bei uns, die ganze Packung zu nehmen, bekommt man hier genau die Anzahl an Tabletten, die man braucht. Ohne Packung, d.h. auch ohne Packungsbeilage. An jeden Tablettenblister wird ein kleiner Zettel getackert, der angibt, wann und wie oft man die Tabletten einnehmen muss. Und mit Tütchen voll von Medizin, wie nach einem Shoppingtrip, ging es nun endlich wieder zurück ins Hotel.
Noch mal Glück gehabt
Im Hotel angekommen, kam die Besitzerin sofort auf uns zugerannt und erkundigte sich überraschend aufgeregt, ob es uns gut ginge. Anscheinend hatte ein Gebäude direkt neben dem Krankenhaus Feuer gefangen gerade als wir uns auf den Nachhauseweg gemacht hatten. Laut der Hotelbesitzerin würde von dem Feuer auf dem lokalen Nachrichtensender berichtet. Von einem Feuer hatten wir aber glücklicherweise nichts mitbekommen.
Das Happy-End
Zwei Tage später ging es uns beiden bereits viel besser und wir konnten unserer Reise endlich in Richtung Hauptstadt Naypyidaw fortsetzen, was ein weiterer verrückter Teil unserer Reise wurde. Darüber kannst du übrigens hier lesen.
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Hallo Vicky,
das ist ja wirklich eine Katastrophengeschichte, die man sich nicht in den schlimmsten Träumen ausmalt. Hinterher kann man ja vielleicht drüber lachen, aber wenn man drin steckt, ist das gar nicht lustig. Der Hammer ist ja noch, das am Ende fast das Krankenhaus abgebrannt wäre!
Liebe Grüße
Gina
Hallo Gina,
Danke für deinen Kommentar. Ja, aber am Ende ist ja alles nochmal gut ausgegangen. Ich habe von anderen Reisenden gehört, die ihre Reise abbrechen mussten, um in ihrem Heimatland ins Krankenhaus zu gehen. Da hatten wir ja noch echt Glück gehabt 🙂
Hi Vicky,
eine gruselige Geschichte! Zum Glück ist alles gut ausgegangeb. Kannst du mir sagen, wie die Privatklinik an Inle hieß?
Viele Grüße,
Franzi
Hi Franzi,
Leider konnte ich den Namen der Klinik nicht mehr finden. Die Stadt heißt jedoch Taun JJyi 🙂
Interessanter Bericht! Meinen Erfahrungen nach ist das Thema Ärzte in Myanmar entsprechend eurer Schilderungen schwierig!
Hallo Alex,
Vielen Dank für deinen Kommentar! Tut mir Leid, dass du ebenfalls schlechte Erfahrungen machen musstest