In Spanien zu leben ist ein Traum für viele. Wer jedoch nicht bereits in Rente ist, muss, um diesen Traum leben zu können, ebenfalls in Spanien Arbeit finden. Arbeiten in Spanien kann jedoch so ganz anders sein als wir es aus Deutschland gewohnt sind.
Und was braucht man überhaupt alles, um im Land legal zu arbeiten? Spanien kommt da mit so einigen Voraussetzungen und spezifischen Regelungen daher. Und genau diese nehmen wir in diesem Artikel einmal genauer unter die Lupe.
Denn hier erfährst du mehr über das spanische Arbeitsleben und natürlich auch meine persönlichen Erfahrungen aus mehr als fünf Jahren in Spanien.
In Spanien arbeiten
Die Arbeit in Spanien kann ganz unterschiedlich sein als wir es aus der Heimat gewohnt sind. Meiner persönlichen Erfahrung nach, ist die Arbeit hier im Süden weit entspannter als in Deutschland.
Es gibt mehr Kaffeepausen und zwischendurch ein paar Gespräche mit den Kollegen. In diesem Fall sind dies aber meine ganz persönlichen Erfahrungen und können sich natürlich je nach Job, Unternehmen und Branche unterscheiden.
Arbeitszeiten in Spanien
Allgemein unterscheiden sich die Arbeitszeiten spanischer Unternehmen von denen in Deutschland. Während in Deutschland die Mitarbeiter bereits ihren ersten Kaffee ausgetrunken haben, trudeln in Spanien die ersten Mitarbeiter erst bei der Arbeit ein. Denn nur selten beginnen Jobs vor 8.30/9 Uhr morgens.
Dementsprechend länger verbringen die Spanier aber auch im Büro. Viele Jobs enden erst zwischen 17 – 19 Uhr.
Die etwas anderen Arbeitszeiten lassen sich auf den allgemein anderen Lebensrhythmus in Spanien zurückführen. Abendessen wird hier nur selten vor 21 Uhr gegessen. Und allgemein findet hier eben alles ein bisschen später statt.
Schritt für Schritt nach Spanien Auswandern
In unserem Buch erfährst du alles, was wichtig ist, um deinen Traum vom Leben unter der spanischen Sonne zu verwirklichen. Willst du mehr Infos?
Die Mittagspause in spanischen Unternehmen
Eine weitere Besonderheit in vielen spanischen Unternehmen ist die lange Mittagspause. Denn die Spanier nehmen sich gerne Zeit für eine ausgedehnte Mahlzeit. Kein Wunder, dass die wöchentlichen Menú del día in Spanien zur Mittagszeit so beliebt sind. Viele Unternehmen gewähren ihren Mitarbeitern nämlich ganze ein-zwei Stunden Mittagspause am Tag.
Arbeiten in Spanien: Voraussetzungen
Um in Spanien legal arbeiten zu dürfen, müssen natürlich gewisse Auflagen und Voraussetzungen erfüllt sein. Welche das sind, erfährst du im folgenden Teil dieses Artikels.
Aufenthaltsrecht
Um in Spanien legal arbeiten zu dürfen, brauchst du selbstverständlich erst einmal die Erlaubnis, dich im Land aufhalten zu dürfen. Je nachdem welche Staatsangehörigkeit du hast, gelten andere Auflagen und Prozesse.
Falls du einen EU-Pass besitzt (z.B. als Deutscher oder Österreicher) kannst du dich ohne weitere Auflagen unbegrenzt in Spanien aufhalten. Wichtig ist nur, dass du dich spätestens nach drei Monaten im Land bei den örtlichen Behörden regelgerecht anmeldest.
Als EU-Bürger brauchst du in Spanien keine spezielle Arbeitserlaubnis. Jedoch sind einige Dokumente und Anmeldungen erforderlich, bevor du deine Arbeit aufnehmen kannst.
Dokumente
Bevor du deine Arbeit in Spanien beginnen darfst, musst du einige essenzielle Prozesse durchlaufen. Das wichtigste Dokument ist hierbei die NIE. Die sogenannte Número de Identidad de Extranjero ist eine Art spanische Steuernummer. Diese wird im Land für fast alle wichtigen Prozesse wie Arbeit, Anmeldungen, Kontoeröffnung und mehr benötigt und ist für Auswanderer daher unabdingbar.
Weiterhin musst du dich vor Aufnahme deiner Tätigkeiten bei der spanischen Sozialversicherung anmelden. Die spanische Sozialversicherung (Seguridad Social) ist im Land für deine Kranken- und Rentenversicherung zuständig.
Nach spätestens drei Monaten solltest du dich außerdem als Resident in Spanien anmelden und somit ins Melderegister deiner Stadt eintragen lassen. Wer dies tut, bekommt die Tarjeta Residencia, die für viele Tätigkeiten und Prozesse im Land gefordert wird.
Zuletzt solltes du dich ebenfalls bei einem Krankenhaus in deiner Umgebung anmelden, um eine kostenlose Krankenversichtenkarte zu erhalten. Erst wenn dieser Schritt erledigt ist, solltest du deine vorherige Krankenversicherung kündigen.
Anerkennung deiner Berufsausbildung
Bevor du dich nun vollkommen ins spanische Berufsleben stürzt, gibt es in einigen Berufsfeldern eine weitere Hürde zu meistern. Und zwar die Anerkennung deiner Berufsausbildung.
Wie du sicherlich weißt, können sich Ausbildungen und Studiengänge zwischen den verschiedenen Ländern unterscheiden. Und auch innerhalb der Europäischen Union kann es daher zu Unterschieden kommen.
In vielen Berufsklassen wie z.B. diverse Jobs in der Medizin, Anwälte oder ähnliches musst du zunächst deine Berufsausbildung von den spanischen Behörden anerkennen lassen. Erst durch die Anerkennung deiner Ausbildung, deines Studiums oder deiner Fortbildung darfst du in Spanien legal deinen gelernten Beruf ausüben.
Daher solltest du dich bereits vor Abreise nach Spanien darüber informieren, ob dein Beruf von dieser Regelung betroffen ist und dich gegebenenfalls um die Anerkennung deiner Kenntnisse kümmern.
Sprachkenntnisse
Wer nach Spanien auswandern möchte, hat gewisse Pluspunkte bei seinen Karrierechancen, wenn er oder sie die Landessprache beherrscht. Der Begriff Landessprache (statt einfach „Spanisch“) ist hierbei bewusst gewählt. Denn in Spanien gibt es nicht nur eine, sondern gleich drei (bzw. vier) offizielle Amtssprachen.
Je nach Region unterscheiden sich die gesprochenen Sprachen. Während Kastilisch (das in Spanien gesprochene Spanisch) im ganzen Land verwendet wird, haben einige Regionen des Landes zusätzlich ihre eigene Sprache.
Je nach Unternehmen und Berufsfeld wird ein gewisses Spanischniveau vorausgesetzt, um arbeiten zu dürfen. Informiere dich also bereits einige Monate vor deinem Umzug, welches Spanischlevel für dein persönliches Berufsfeld bzw. deinen Traumjob in Spanien vorausgesetzt wird.
In einigen Unternehmen bzw. Berufszweigen (z.B. öffentlicher Dienst, Tourismus, Krankenhaus) kann ebenfalls ein gewisses Level der jeweiligen zweiten Amtssprache Pflicht sein.
Extratipp: Auch wenn Spanisch nicht als Sprache für deinen Job vorausgesetzt ist, hat es große Vorteile (nicht nur im spanischen Arbeitsleben), immerhin die Grundlagen der spanischen Sprache zu beherrschen, bevor du nach Spanien auswanderst.
Der Arbeitsmarkt in Spanien
Gehalt & Steuern
Die Gehälter in Spanien können, ähnlich wie in Deutschland, je nach Region, Unternehmen und Berufsfeld ganz unterschiedlich ausfallen. Allgemein solltest du aber damit rechnen, in Spanien weniger zu verdienen als in Deutschland.
In einigen Berufsgebieten können die Gehälter im Vergleich zum deutschen Markt sogar erheblich geringer ausfallen. Hierbei bleibt aber im Hinterkopf zu behalten, dass je nach Region und persönlichem Lifestyle im Schnitt auch die Lebenshaltungskosten in Spanien geringer ausfallen.
Wer in Spanien lebt und arbeitet, muss natürlich auch in Spanien steuerpflichtig. Die spanische Einkommenssteuer erfolgt nach einem Stufensystem und orientiert sich an deinen jährlichen Einkünften.
Falls du noch Nebentätigkeiten oder Immobilien in Deutschland hast, kommt dir sicher das Doppelsteuerabkommen zwischen Deutschland und Spanien zugute. Denn dies hilft, die Doppelsteuerlast zwischen den beiden Ländern weitestgehend zu vermeiden.
Arbeitslosigkeit in Spanien
Die Arbeitslosigkeit in Spanien ist zurzeit ein großes Problem. Bereits in der Weltwirtschaftskrise vor einigen Jahren wurde das Land hart getroffen. Auch die weltweite Pandemie macht Spanien nun erneut sehr zu schaffen. Als eines der Länder mit der höchsten Arbeitslosenquote in der EU sehen deine Karrierechancen in Spanien realistisch gesehen gar nicht mal so rosig aus.
Natürlich ist es nicht ganz unmöglich, in Spanien Arbeit zu finden. Es kommt ganz darauf an, in welchem Berufsfeld du arbeiten möchtest. Später in diesem Artikel sprechen wir über typische Jobs in Spanien für Deutsche.
Das spanische Sozial- und Arbeitslosensystem hat große Unterschiede zu dem System, das in Deutschland verwendet wird. Um Arbeitslosengeld (Paro) beantragen zu können, müssen gewisse Auflagen erfüllt werden.
Um Arbeitslosengeld zu erhalten, musst du zuvor mindestens ein Jahr in Spanien gearbeitet haben. Außerdem solltest du, wenn möglich, unverschuldet in die Arbeitslosigkeit geraten sein (das bedeutet also, dass du entlassen worden sein musst). Es kann hilfreich sein, einen Anwalt zu Rate zu ziehen, um deinen persönlichen Fall zu beurteilen.
Regionale Unterschiede
Je nachdem, für welche spanische Region du dich entscheidest, gibt es natürlich gewisse Unterschiede, was deine Karrierechancen angeht.
Wie auch in Deutschland, gibt es regionale Unterschiede zwischen den spanischen Städten, was Jobangebote in gewissen Berufsfelder angeht. Besonders in den Großstädten und Industriegebieten, wie z.B. beim Leben in Barcelona oder Madrid, steigen deine Jobchancen gewaltig. Denn hier gibt es viele internationale Unternehmen, die speziell auf der Suche nach ausländischen Mitarbeitern sind.
In ländlichen Gebieten kann es hingegen schon schwieriger werden, Arbeit zu finden.
Zusätzliche regionale Unterschiede können die Höhe der gezahlten Gehälter und Sprachanforderungen sein (z.B. Voraussetzung für Katalanisch).
Arbeitsmodelle für Deutsche in Spanien
Bevor du deine Koffer packst, um nach Spanien zu ziehen, solltest du dir über deinen beruflichen Werdegang in deiner neuen Heimat Gedanken machen. So kann es außerdem interessant sein, dir darüber bewusst zu werden, in welcher Position, du überhaupt arbeiten möchtest.
In Spanien im Angestelltenverhältnis arbeiten
Die wohl am häufigsten gewählte Option, um in Spanien zu arbeiten, ist das Angestelltenverhältnis. Je nach Region und Ort gibt es diverse Joboptionen zur Auswahl.
Wer in Spanien als angestellter arbeitet und somit in die Sozialversicherung einzahlt, bekommt kostenlosen Zugang zum spanischen Gesundheitssystem, Rentenversicherung und weiteres.
Je nach Berufsfeld und Stellung gibt es verschiede Anstellungsoptionen, sowie Unterschiede zwischen temporären und unbefristeten Verträgen. Weitere Unterschiede im Angestelltenverhältnis können Vollzeitpositionen und Teilzeitanstellungen sein, wobei letztere in Spanien nicht ganz so häufig sind wie in Deutschland.
In Spanien als Selbstständiger arbeiten
Eine weitere Möglichkeit, in Spanien zu arbeiten, ist die Arbeit als Selbstständiger. Hierbei kannst du dich entweder, auf selbstständige Arbeit (Autónomo) konzentrieren oder dein eigenes Unternehmen gründen.
Die Abgaben für Selbstständige sind Fixgebühren (nur für Vielverdienende gibt es höhere Kosten). In den ersten zwei Jahren gibt es jedoch Rabatte, was die monatlichen Abgaben betrifft. Diese Rabatte können je nach Alter und Geschlecht noch weiter verringert werden.
In Spanien als Angestellter in einem deutschen Unternehmen arbeiten
Einige Arbeiter, die nach Spanien kommen, arbeiten auch weiterhin, für ein deutsches Unternehmen. Ein großer Vorteil ist, dass du auf diese Weise auch weiterhin nach Deutschen Gehaltsstandards bezahlt wirst.
Solche Arbeit für ein deutsches oder internationales Unternehmen kann entweder in einer spanischen Branche oder Tochterunternehmen stattfinden oder aber auch auf Home-Office-Basis. Bevor du deine Arbeit in Spanien jedoch antrittst, solltest du dich unbedingt darüber informieren, in welchem Land du wie steuerpflichtig wirst.
Praktikum
Besonders junge Leute entscheiden sich dazu, zunächst ein Praktikum durchzuführen, bevor sie ins Berufsleben einsteigen. Während einige speziell für ein bestimmtes Praktikum temporär in die Stadt kommen, nutzen andere ihr Praktikum als Sprungbrett in die spanische Arbeitswelt.
Einige Unternehmen bieten spezielle Praktika für ausländische Studenten oder Berufsanfänger an. Eine andere Option ist es, dich initiativ bei dem Unternehmen deiner Wahl um eine Praktikumsstelle zu bewerben.
Saisonarbeit in Spanien
Bei Saisonarbeit denken wir jetzt wahrscheinlich erstmal an Erntehelfer oder ähnliches. Jedoch ist die Saisonarbeit besonders im spanischen Tourismus tief verankert. Besonders Stranddestinationen im Süden des Landes verlassen sich auf internationale Saisonarbeiter, die während der Hochsaison im Sommer in Spanien arbeiten.
Ob du nach getaner Saisonarbeit nach Deutschland zurückkehrst oder während der Wartezeit auf deine nächste Schicht in Spanien überwinterst, bleibt dabei ganz dir überlassen.
Einen Job in Spanien finden
Um einen Job in Spanien zu finden, gibt es wie auch in Deutschland verschiedene Möglichkeiten. Die am meisten verbreitete sind Stellenausschreibungen. Diese werden im Internet, Zeitungen oder auf der Webseite des jeweiligen Unternehmens veröffentlicht.
Ein solcher Ort, an dem du Stellenausschreibungen für dein gewünschtes Berufsfeld und Ort finden kannst, ist Infojobs.net. Hier werden täglich tausende Stellenausschreibungen veröffentlicht. Um dich zu bewerben ist lediglich eine kostenfreie Anmeldung notwendig. Fülle dein Profil aus, erstelle einen Lebenslauf und bewerbe dich mit nur wenigen Klicks.
Natürlich gibt es auch immer die Möglichkeit auf Initiativbewerbungen. Suche dir dazu die Kontaktdaten auf der Webseite deines Wunschunternehmens heraus und füge zur Bewerbung unbedingt auch ein Motivationsschreiben hinzu.
Arbeiten in Spanien als Deutscher – Typische Jobs in Spanien für Deutsche
Während die allgemeinen Jobaussichten in Spanien aufgrund einer hohen Arbeitslosenquote eher gering sind, gibt es so einige Jobs und Berufsfelder, in denen du auch gut in Spanien als Deutscher arbeiten kannst.
Anmerkung der Autorin: Dies sind natürlich nur generelle Aussagen und es kommt natürlich immer auf deine persönlichen Skills, Ausbildungen und die Region an, in der du arbeiten möchtest.
- Kundenservice
- Callcenter
- Sales
- Krankenpflege (Sprachkenntnisse!)
- IT
- Konstruktion
- Sprachlehrer
Häufige Fragen zum Leben und Arbeiten in Spanien
Theoretisch darf in Spanien jeder arbeiten, der eine Arbeitserlaubnis hat. Diese erhältst du als EU-Bürger automatisch. Als Nicht-EU-Bürger müssen verschiedene Auflagen, wie z.B. das richtige Visum, erfüllt werden.
Um in Spanien arbeiten zu dürfen, solltest du unbedingt die benötigten Anmeldeverfahren und Prozesse beachten. Um legal arbeiten zu dürfen, ist mindestens eine NIE und die Anmeldung bei der spanischen Sozialversicherung notwendig.
Die Haupteinnahmequellen der Spanier unterscheiden sich stark je nach Region. Allgemein sind die Hauptzweige des Landes der Tourismus, Landwirtschaft, Kommunikations- und Informationstechnik, Metallindustrie und Maschinenbau.
Theoretisch kannst du je nach Region, auch einen Job ohne Spanischkenntnisse in Spanien finden. Besonders in Barcelona, Madrid und Palma de Mallorca gibt es so einige Englisch- oder Deutschsprachige Jobangebote. Deine Jobchancen erhöhen sich jedoch sehr, wenn du Spanisch sprichst.
In einigen internationalen Unternehmen wird ausländischen Beschäftigten neben der Arbeit ein Angebot zu einem (kostenfreien) Spanischkurs gemacht. So kannst du neben der Arbeit, gleichzeitig dein Spanisch verbessern.
Nur weil du in Spanien arbeitest, muss das nicht unbedingt heißen, dass du deinen Wohnsitz in Deutschland komplett kündigen musst. Es kommt ganz darauf an, wie viele Tage im Jahr du in Spanien arbeitest und lebst. Sollte dies jedoch mehr als die Hälfte des Jahres sein, solltest du Spanien zu deinem Hauptwohnsitz machen.
Jetzt bist du dran! Was würdest du gerne zum Thema Arbeiten und Karriere in Spanien wissen? Hast du selbst schon einmal in Spanien gearbeitet? Lass es uns unten in den Kommentaren wissen!