Auf den ersten Blick mag Weihnachten in Spanien gar nicht mal so anders aussehen als das Weihnachtsfest, wie wir es aus Deutschland kennen. Wer genauer hinschaut kann jedoch eine Menge Unterschiede und viele sowohl für uns unbekannte als auch interessante Traditionen und Bräuche erkennen. Wer in Spanien Weihnachten verbringen möchte, sollte folgende Bräuche und Traditionen kennen.
What to find out in this post
- 1 Wie feiert man Weihnachten in Spanien – Die Vorweihnachtszeit
- 2 Spanische Weihnachtsmärkte
- 3 22. Dezember: El Gordo – Der Dicke
- 4 24.Dezember: Heiligabend – Noche Buena
- 5 25.Dezember: Weihnachten in Spanien
- 6 26. Dezember: Und was ist mit dem zweiten Weihnachtsfeiertag in Spanien?
- 7 28. Dezember Día de Los Inocentes (Tag der unschuldigen Kinder)
- 8 06.Januar: Heilige Drei Könige in Spanien
- 9 Weihnachtsessen in Spanien
- 10 Katalanische Weihnachtstraditionen – Die wahrscheinlich bizarrste Tradition weltweit
- 11 Häufige Fragen zu Traditionen in Spanien an Weihnachten
Wie feiert man Weihnachten in Spanien – Die Vorweihnachtszeit
Während Deutsche Kinder am 01. Dezember das erste Türchen am Adventskalender öffnen, müssen sich Spanische Kinder noch etwas gedulden. Die Spanische Weihnachtszeit beginnt nämlich offiziell am 08. Dezember, am La Inmaculada Concepción (Tag der unbefleckten Empfängnis), welcher in Spanien übrigens ein Feiertag ist.
Hier empfiehlt es sich einen Brückentag frei zu nehmen, denn der 06. Dezember ist ebenfalls ein Feiertag.
Spanische Weihnachtsmärkte
Wer auf der Suche nach traditionellen Weihnachtsmärkten ist, wie wir sie aus Mittel- und Nordeuropa kennen, wird höchstwahrscheinlich enttäuscht. Während einige spanische Städte in den letzten Jahren versuchen sich dem nördlichen Vorbild anzupassen, sind die meisten Weihnachtsmärkte eher weniger weihnachtlich.
Meist werden nur Souvenirs oder Weihnachtsdekoration verkauft. Einen heißen Glühwein sucht man jedoch in der Regel vergeblich. Inzwischen haben wir auch in Spanien einige Weihnachtsmärkte entdeckt, die den Deutschen Weihnachtsmärkten ähneln und unter anderem auch Glühwein verkaufen, z.B. der Weihnachtsmarkt in Saragossa.
22. Dezember: El Gordo – Der Dicke
Nein, damit ist nicht der Weihnachtsmann gemeint, sondern der Gewinn der alljährlichen Spanischen Weihnachtslotterie. Diese kann auf eine Geschichte von knapp 200 Jahren zurückblicken und ist noch immer beliebt wie eh und je. Am 22. Dezember werden dann endlich die Gewinnerlose verkündet. Wer würde denn nicht gerne Weihnachten als frischgebackener Millionär feiern?
24.Dezember: Heiligabend – Noche Buena
Während Heiligabend bei uns in Deutschland in der Regel der Abend der Bescherung ist, müssen sich viele spanische Kinder noch bis zum 06. Januar gedulden. Heute wird sich jedoch bereits mit der Familie getroffen und zusammen gegessen. Während sich die ältere Generation dann für die Mitternachtsmesse, welche auch Misa del Gallo (Messe des Hahns) genannt wird, trifft sich die jüngere Generation häufig noch draußen mit Freunden.
25.Dezember: Weihnachten in Spanien
Der 25. Dezember wird dann in der Regel mit der ganzen Familie verbracht. Es gibt ein riesiges Essen und viel zu trinken – ähnlich wie bei uns in Deutschland. Statt Würstchen und Kartoffelsalat haben die Spanier andere traditionelle Weihnachtsessen, die sich natürlich nach Region und persönlicher Familientradition unterscheiden können. Mehr dazu später.
26. Dezember: Und was ist mit dem zweiten Weihnachtsfeiertag in Spanien?
Der zweite Weihnachtsfeiertag, am 26.12. wie wir ihn aus Deutschland kennen, existiert so in Spanien nicht. Für die meisten Spanier ist dies nämlich kein Feiertag.
Einzig in Katalonien und den Balearen, wird der zweite Weihnachtstag gefeiert. Jedoch nicht als Weihnachten, sondern als Día de San Esteban (Stefanitag). Hierbei wird dem Diakon Stephanus gedacht, der als erster christlicher Märtyrer gilt.
In Katalonien isst man an diesem Tag traditionell Canelons. Diese werden mit dem übriggebliebenen Fleisch der Weihnachtstage gefüllt und mit einer Bechamelsoße übergossen.
28. Dezember Día de Los Inocentes (Tag der unschuldigen Kinder)
Kurz nach den Weihnachtsfeiertagen gibt es in Spanien eine spaßige Tradition, die sich mit dem 01. April bei uns in Deutschland vergleichen lässt. Mit lustigen Streichen und Späßen versucht man, besonders Kinder an diesem Tag hereinzulegen.
Aber auch in den Medien machen an diesem Tag jedes Jahr einige Falschmeldungen die Runde. Natürlich werden sie wie bei uns anschießend am nächsten Tag natürlich wieder aufgelöst.
Der Hintergrund dieser spaßigen Tradition ist eigentlich gar nicht so spaßig. Denn eigentlich sollte dieser Tag dazu dienen, den von König Herodes unschuldig umgebrachten Kindern zu gedenken.
06.Januar: Heilige Drei Könige in Spanien
Während wir in Deutschland am 06. Januar häufig schon wieder fleißig bei der Arbeit sind und Weihnachten schon fast vergessen haben, wird in Spanien noch einmal gefeiert. Jetzt bekommen die spanischen Kinder auch endlich ihre lang ersehnten Geschenke.
Erst einmal gibt es jedoch ein großes spanisches Frühstück – traditionell mit frischen Churros und heißer Schokolade. Später geht es süß weiter mit dem sogenannten Roscón de Reyes. Dies ist ein Kuchenkranz, der mit Sahne gefüllt ist. In dem Kuchen werden nach alter Tradition eine Bohne und eine kleine Statue versteckt sind. Wer die kleine Statue findet, darf für den Rest des Tages eine Krone tragen. Falls du jedoch das Stück mit der Bohne bekommst, musst du leider die Rechnung, bzw. nächstes Jahr den Kuchen bezahlen.
Bescherung in Spanien
Die Bescherung in Spanien kann je nach Region und Familientradition ganz anders ablaufen. In einigen Familien bringt wie bei den Kindern in Deutschland der Weihnachtsmann („Papá Noel„) die Geschenke. Dies ist jedoch nur in sehr wenigen Familien der Fall.
Die meisten Kinder bekommen ihre Geschenke traditionell von den Heiligen Drei Königen gebracht. Diese kommen in der Nacht zwischen dem 05. und 06. Januar und legen die Geschenke bereit, um anschließend von den spanischen Kindern gefunden zu werden.
Eine weitere Möglichkeit ist eine Art Lostopf. Der Reihe nach dürfen die Kinder (und Erwachsenen) Lose daraus fischen. Wer ein gutes Los gezogen hat, darf sein Geschenk auspacken. Aber Achtung ist geboten, denn zwischen den Losen befinden sich natürlich auch Nieten.
Viele katalanische Kinder bekommen ihre Geschenke hingegen vom Cagatió. Dabei handelt es sich um einen Holzklotz, der Geschenke ausscheidet. Mehr dazu erfährst du in einem späteren Teil dieses Artikels.
Weihnachtsessen in Spanien
Wie könnte ich über spanische Weihnachten sprechen ohne dabei Turrón zu erwähnen? Wenn bei uns ab Ende August bereits Dominosteine und Spekulatius die Supermarktregale füllen, werden in Spanien die ersten Turrons ausgepackt. Turron ist eine Art weißes Nougat, jedoch inzwischen in allen möglichen Sorten erhältlich und jede einzelne davon super lecker. Ohne könnte ich mir Weihnachten gar nicht mehr vorstellen.
Wie auch in Deutschland essen die Spanier in der Weihnachtszeit gerne Marzipan, welches hier jedoch Mazapán genannt wird.
Die Andalusier im Süden des Landes können nicht ohne ihr Polvorón. Es handelt sich dabei um eine Art Schmalzgepäck, welches schnell in alle Einzelteile zerkrümelt – daher auch der Name: Polvorón (Von polvo – Pulver oder Staub).
Nachdem wir uns nun mit spanischen Weihnachtssüßigkeiten den Bauch vollgeschlagen haben, möchtest du sicherlich auch wissen, was es als Hauptspeise gibt.
Zu den beliebtesten Weihnachtsgerichten zählen Kabeljau (Bacalao), Seehecht (Merluza), der vor allem im Baskenland sehr beliebt ist. Aber auch Schweinebraten, Schnecken, Lamm, Kanninchen oder Geflügel werden in den verschiedenen Regionen gerne verzehrt. Bei uns in Katalonien lassen wir uns jedes Jahr Sopa de Galets und Carn d’Olla, ein katalanisches Fleischgericht, schmecken.
Zusätzlich lieben viele Spanier Meeresfrüchte. Neben Garnelen sind vor allem Muscheln (Mejillones), Venusmuscheln (Almejas), Calamar und Pulpo sehr beliebt.
Wer kein Fan von Seafood ist, kann sich währenddessen an den anderen Vorspeisen und spanischen Tapas bedienen. Meist werden Serranoschinken, Brot und Olivenöl, Manchegokäse, Kroketten und ähnliche Snacks angeboten.
Katalanische Weihnachtstraditionen – Die wahrscheinlich bizarrste Tradition weltweit
Caga Tió (Tió de Nadal)
Natürlich finden die eben aufgeführten Spanischen Weihnachtstraditionen auch in Katalonien statt. Jedoch gibt es eine ganz bestimmte, die im Rest Spaniens eher weniger üblich ist – der Tió de Nadal (Weihnachtsholzklotz) oder auch Cagatió (wörtlich: Schei*e Holzklotz). Einem Baumstamm, der auf vier Beinen steht, wird ein lachendes Gesicht aufgemalt und eine Mütze aufgesetzt.
Anschließend wird er mit einer Decke zugedeckt, damit er nicht friert – ach wie lieb! Von 08. Dezember an, wird er nun von den Katalanischen Kindern liebevoll mit Obst „gefüttert“. Klingt ja erst mal noch total süß und unschuldig.
Am Heiligen Abend jedoch schlagen die Kinder mit Holzstöcken auf diesen ein, während sie ein bestimmtes katalanisches Lied singen. Unter der Decke ziehen die Eltern anschließend Süßigkeiten hervor, die der arme Holzklotz während seiner Prügelattacke „ausgeschieden“ hat. – Was für eine schöne Weihnachtstradition.
Caganer
Kommen wir zur nächsten bizaaren katalanischen Weihnachtstradition, dem Caganer. Eine weitere traditionelle katalanische Weihnachtsfigur, die für ihre Ausscheidungen bekannt ist. Obwohl das Ganze nach einem schlechten Witz klingt, ist es absolut wahr.
Der Caganer ist eine Figur, die in keiner katalanischen Krippe fehlen darf. Mit heruntergelassener Hose sitzt die Figur meist im Gebüsch und erleichtert sich, während die anderen Krippenfiguren die Geburt Jesu feiern.
Heutzutage ist der Caganer auch außerhalb der Weihnachtszeit ein beliebtes Touristensouvenir in ganz Katalonien. Es gibt ihn in den verschiedensten Formen und Ausführungen, ob als hochrangiger Politiker, Prominenter oder Comicfigur.
Häufige Fragen zu Traditionen in Spanien an Weihnachten
Die Weihnachtszeit beginnt in Spanien am 08. Dezember. Weihnachten selbst wird am 22. Dezember mit der Weihnachtslotterie „El Gordo“ eingeläutet. Weihnachten selbst findet am 24. Dezember (Heiligabend) und am 25. Dezember (Weihnachten) statt. Ebenso wird der 06. Januar als Heiliger-Drei-Könige-Tag groß gefeiert.
Die Bescherung verläuft anders je nach Region und Familientradition. Die meisten spanischen Kinder bekommen am 06. Januar ihre Geschenke von den Heiligen Drei Könige. Andere Traditionen sind der Weihnachtsmann (Papá Noel), den Lostopf entscheiden zu lassen oder der Tió de Nadal (Weihnachtsklotz) in Katalonien.
Während das offizielle Weihnachtsfest nur Heiligabend und Weihnachten umfasst, geht die spanische Weihnachtszeit vom 08. Dezember bis zum 06. Januar (Heilige Drei Könige).
Während einige Familien lieber internationale Weihnachtsklassiker wie Weihnachtslieder von The Rat Pack hören, genießen andere Familien spanische Klassiker wie Feliz Navidad von Jose Feliciano, Noche Paz (Stille Nacht) oder typische Lieder wie Los peces en el río, Campana sobre campana oder El tomborilero.
Um jemanden in Spanien ein Frohes Weihnachtsfest zu wünschen, sagt man „Feliz Navidad„.
Während der Weihnachtsbeum keine spanische Tradition ist, stellen immer mehr spanische Familien zu Weihnachten einen Weihnachtsbaum auf. Obwohl die meisten aus Plastik sind, gibt es auch immer mehr echte Bäume zu kaufen.
Hast du Weihnachten auch schon einmal in Spanien verbracht? Welches ist deine Lieblingstradition? Lass es mich in den Kommentaren unten wissen!